Gongs Vater Luong bekundet seine Solidarität in Kathmandu
Pfahlsitzer Gong im Gespräch mit Schlingensief
Nicht nur für die zahlreichen Götter heißt es:
"Augen auf! Seid wachsam!"
Zukünftige Kindersoldaten?
Gemeindemitglied Schlingensief vor dem Rathaus in Bhaktapur
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CHURCH
of FEAR´s PROZESSION - DIE SEELENWANDERUNG
Pokhara - Kathmandu, 31.07. - 05.08.03
CHURCH
of FEAR´s ZWEITER INTERNATIONALER PFAHLSITZWETTBEWERB
Kathmandu,
Nepal, 05.-18.8.03
ZWISCHENBERICHT
02
Gemeindemitglied
Schlingensief:
"Der 7. August ist CHURCH of GONG-Tag!"
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Schlingensief erklärt Church of Fear für einen Tag zur CHURCH
of GONG +++ Pfahlsitzer erklären Solidarität +++ Neue Ungereimtheiten:
Informationen über deut- sche Entwicklungshilfe in Nepal +++ Bürgermeister
von Bhaktapur begrüßt alternatives Pfahlsitzen +++ COF will Zeit
vor Ort für konkrete Hilfsmaßnahmen nutzen +++
Im Anschluß an die bis dato gesammelten Eindrücke hat
Christoph Schlingensief, Mitglied der Church of Fear und Ausrichter
des ZWEITEN INTERNATIONALEN PFAHLSITZWETTBEWERBS
in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, den 7. August 2003 zum
CHURCH of GONG-Tag erklärt. "Das Schicksal Gongs und seiner Familie
steht stellvertretend für das Leben und Leiden so vieler Menschen
hier. Wir müssen ein Zeichen setzen, wir werden es aber nicht bei
Zeichen belassen."
Nachdem Pfahlsitzer Nang Qi Gong am Mittwoch bereits nach gut 24 Stunden
aufgeben mußte, haben auch die verbliebenen Wettbewerber mittlerweile
ihre Pfähle in Tripureswar verlassen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt,
hatte Schlingensief den Pfahlsitzwettbewerb - nach nur anderthalb
Tagen bereits Stadtgespräch und Touristenattraktion Kathmandus - am
Mittwochabend aus Protest gegen die Verstrickungen von korrupter Stadtpolitik
und deutscher Entwicklungshilfe abgebrochen. Pfahlsitzer Ludger Thönnies:
"Unter uns gab es überhaupt keine Diskussionen. Wir sind zwar gegeneinander
angetreten, stehen als COF-Mitglieder
aber bedingungslos füreinander ein." Christoph Schlingensief ergänzte
gegenüber der Tageszeitung Kathmandu-Post: "Daß Geldwäsche von solchem
Ausmaß ausgerechnet in einem Land an der Tagesordnung ist, in dem
mehr als dreiviertel aller Menschen über kein sauberes Trinkwasser
verfügen, ist doppelt zynisch. Daß deutsche Institutionen und auch
Unternehmen an dieser Sauerei verdienen, ist inakzeptabel und muß
öffentlich verhandelt werden. Da wird die CHURCH
OF FEAR, so wie ich sie verstehe, meinetwegen auch politisch."
COF-Mitglieder aus Deutschland,
den Niederlanden und Italien haben mittlerweile konkrete Hilfe angeboten.
So teilte eine COF-Sympathisantin
aus Köln auf der Internetseite www.churchoffear.net mit, der Familie
von Nang Qi Gong Kleidung bereitstellen zu wollen. Die CHURCH
OF FEAR beabsichtigt ihrerseits, das Engagement in Nepal
auszuweiten.
Aufgrund von Recherchen der COF-Mannschaft
vor Ort sind unterdes weitere Unregelmäßigkeiten bekannt geworden.
So ist im Hinblick auf den geplanten Bau eines Wasserkraftwerks im
Marshiyangtal Bewohnern der zu überschwemmenden Region eine einprozentige
Beteiligung an den zu erwartenden Energieverkäufen zugesagt worden,
um ihre notwendige Zustimmung zum Bauprojekt einzuholen. Das Wasserkraftwerk
mit einer Leistung von 69 Megawatt ist mittlerweile fertig gestellt,
an die auch seitens des Entwicklungsdienstes gemachten Zusagen hat
sich jedoch niemand gehalten. Der vom Kraftwerk erzeugte Strom kommt
in Gänze der permanenten Beleuchtung des Kraftwerks selbst zugute.
Die Bevölkerung sitzt weiterhin im Dunkeln und genießt keinerlei Stromversorgung.
Auf COF-Anfrage, wie es um die
Auszahlung des zugesagten Gewinnanteils stehe, teilten zuständige
Baubehörde und beauftragtes deutsches ! Bauunternehmen gestern mit,
das Geld sei "lokalen Dorfgemeinschaften" überreicht worden. Weder
wurde dabei der schwammige Begriff der "lokalen Dorfgemeinschaft"
präzisiert, noch wurden irgendwelche Belege vorgelegt. Die einzig
dingfeste Aussage klingt dementgegen wie blanker Hohn: "Strom an die
Bevölkerung", so die platte Information, "kann aufgrund technischer
Mängel bis auf weiteres nicht ausgegeben werden. Wir bitten um Ihr
Verständnis..."
"Da können Sie lange bitten!", ließ Christoph Schlingensief den nepalesischen
Dolmetscher am Telefon ausrichten. Anna Scimetti, eine von drei PfahlsitzerInnen,
schloß sich an: "In dieser Hinsicht nehmen sich Nepal und Europa nicht
viel; die Behörden verschwenden Geld, die Unternehmen waschen Geld
und wenn es offiziell wird, bitten beide um Verständnis. Wir von COF
bitten jetzt um Menschlichkeit !" Dem Büro des Bürgermeisters von
Kathmandu, Hr. Kishore Stapit, liegt inzwischen eine Petition der
CHURCH OF GONG vor, in der die
Notwendigkeit umfangreicher Aufklärungsmaßnahmen angemahnt wird. Darin
findet eine von Herrn Stapit ins Leben gerufene Initiative zur Verbesserung
von Luft und Landschaft Kathmandus lobende Erwähnung; die COF
hat diesbezüglich ihre Unterstützung angeboten. Zugleich aber wurde
mit Nachdruck darauf verwiesen, daß es zum Wohle der Menschen nicht
bei medienwirksamen Aktionen bleiben dürfe. "Es ist ja bestimmt auch
schön, daß Herr Messmer im Urlaub hier regelmäßig mit Boulevardjournalisten
den Yeti sucht. An den Problemen der Einwohner schrammt er damit um
Lichtjahre vorbei !"
Die Behörden der altehrwürdigen Königsstadt Bhaktapur haben am Donnerstagmorgen
Grünes Licht für die Durchführung eines COF-PROTESTPFAHLSITZENS
gegeben. Bürgermeister Hr. Kapore Manzing, der bereits den Pilgern
der COF-SEELENWANDERUNG einen
herzlichen Empfang bereitet hatte, begrüßte den Alternativplan. Ob
das Pfahlsitzen tatsächlich noch stattfinden wird, ließ Christoph
Schlingensief unter Verweis auf die nun bevorstehenden Aufgaben bis
zum Abend offen.
weitere Zwischenberichte
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