Trotz Einschüchterungsversuchen wird die COF Mahnwache fortgesetzt
COF-Protestkundgebung
auf dem Marktplatz von Mulpani wird von Polizei und Militär
aufgelöst
COF-Neumitglied Madame Rosé kämpft für die Rechte
Homo- und Transsexueller in Nepal
Schlingensief mit dem ehrwürdigen Layma, der das RITUAL
DÄMONENAUSTREIBUNG leitet
Der neu gewählte Vorsitzende der PPN,
Mister Soleng Bhattarai (rechts)
Schlingensief mit Kindern von Deponiearbeitern
Teilweise schockierende Verhältnisse in den Strassen Bhaktapurs
COF-Aktivist Schlingensief besucht eine heilige Stätte
in Svayambhu / Patan
Der COF bleibt ob den Geschehnissen
in Nepal weniger Zeit für die Schönheiten des Landes
als erhofft. Der Besuch der Heiligen Stätte in Svayambhu
/ Patan aber gehört auch für Gemeindemitglied Schlingensief
zum Pflichtprogramm. Hauptheiligtum des Tempels ist eine Figur
des Buddha Shakyamuni, die jedoch nicht fotografiert werden darf.
In der Mitte des quadratischen Klosterhofes steht ein vergoldeter
Schrein, der den Svayambhu-Chaitya enthält. Wie so oft in
Nepal gibt es auch hierzu eine interessante Geschichte: In Patan
gab es einen Teich, dessen Wasserspiegel immer gleich blieb. Im
Zentrum des Sees war ein Stupa mit dem Svayambhu-Chaity. Eine
Ratte mit goldenem Fell, die hier badete, verehrte den Chaitya.
Als nun der Tempel errichtet wurde war die Ratte Hiranyaka Namensgeberin
für den Tempel. Dort, so wurde verfügt, durften folglich
auch keine Ratten getötet werden. Von der Bevölkerung
wurde der Tempel bald schon "Rattentempel" genannt.
Das Verbot, Ratten zu töten oder auch nur aus dem Tempel
zu jagen, gilt noch heute und so sehen auch die COF-Mitglieder,
wenn sie genau hinschauen, zahlreiche Ratten, die zwischen all
den Schnitzereien und Figuren hin und her jagen. Hier gilt ausnahmsweise:
"Keine Angst!" - die Ratten bleiben im Dunkel der Anlage
verborgen.
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ZWISCHENBERICHT
04
Bericht vom
Mittwoch, 13. August 2003
NEUE FOTOS mit Unterstützung der
COF-VAIRAYGINI GEGEN MACHTMISSBRAUCH
UND UNTERDRÜCKUNG
+++ RITUAL der COF am Montag gestartet: Geisteraustreibung in
Mulpani +++ "Auf dem Weg der Liebe die Dämonen des Hasses
zerstören" +++ Mahnwache trotzt Einschüchterungsversuchen
fortgesetzt +++ PPN wählt neuen Vorsitzenden: Soleng Bhattarai
(43) +++ Hungerstreik beendet, COF stellt ärztliche Versorgung
der 4 Hungerstreikenden sicher +++ Protestkundgebung in Mulpani
von Polizei und Militär aufgelöst +++ Deponiearbeiter
verhaftet und verhört +++ Schlingensief: "Nervenkostüm
in Fetzen" +++ Minderheitenrechtlerin schließt sich
Protestbewegung an +++ Redaktionsräume der Himalaya Post
durchsucht +++ Chefredakteur und Bhattarai fordern Auflösung
des Stadtrats +++ Deponiechef seit Dienstag verschwunden +++ Nach
deutschem nun dänischer Entwicklungsdienst im Kritikzentrum
+++ Bürgermeister von Bhaktapur: "Die Menschen wollen
Frieden" +++
Das von der CHURCH of FEAR unter
Federführung von Gemeindemitglied Christoph Schlingensief initiierte
RITUAL - DÄMONENAUSTREIBUNG,
das am vergangenen Montagmorgen unter großer Anteilnahme der
Bevölkerung begann, hat die Wogen in und um die nepalesische
Hauptstadt Kathmandu nur vorübergehend geglättet. Nachdem
am Donnerstag der ZWEITE INTERNATIONALE
PFAHLSITZWETTBEWERB aus Protest gegen verbrecherische
Machenschaften nepalesischer Lokalpolitik sowie deutscher Entwicklungshilfe
abgebrochen und auf ein alternatives Protestsitzen verzichtet worden
war, haben die verschiedenen Kräfte ihre Anstrengungen verstärkt
gebündelt und zu einem einwöchigen Fest aufgerufen. Der
anwesenden COF-Mannschaft hat
sich nach demonstrierenden Arbeitslosen, unzufriedenen Müllarbeitern
und politisch verfolgten Mitgliedern der PPN
nun auch Malong Lottifay angeschlossen. Frau Lottifay, in Nepal
bekannt unter dem Namen Madame Rosé, ist seit Jahren das
prägnanteste Aushängeschild einer namenlosen Vereinigung,
die sich für die Rechte Homo- und Transsexueller einsetzt.
Schlagzeilen machte die gebürtige Thailänderin, die sich
1986 einer Geschlechtsumwandlung unterzog, im Juni 2001, als sie
im Flughafen Bangkok Ankömmlingen aus Frankfurt am Main und
London Präservative zum Stückpreis von eintausend Dollar
anbot, um auf die Ausbeutung von Minderjährigen und Transsexuellen
durch die Sextourismusindustrie aufmerksam zu machen.
Neben
einem der Gründungsmitglieder der CHURCH
of FEAR, das am Sonntagabend in Kathmandu eingetroffen
war, Schlingensief, dem erst in der Nacht auf Montag neu gewählten
Vorsitzenden der PPN, dem 43-jährigen
Soleng Bhatarai, und einem Sprecher der streikenden Belegschaft
der Mülldeponie Mulpani, ergriff auch Madame Rosé das
Wort und sprach von der "Brise der Befreiung", die über
das Land ziehe. Der ehemalige Lehrer Bhatarai, rief in seiner Rede
dazu auf, die Kraft der Bewegung auch dazu zu nutzen, über
den Tellerrand der eigenen Bestrebungen hinauszuschauen: "Es
ist unsere Pflicht, die Stimme auch für die zu erheben, die
hier keine Stimme haben oder die vor lauter Verzweiflung lang schon
verstummt sind; die Obdachlosen, die Prostitutierten, die Kindersoldaten
und Drogenabhängigen..." Der ehemalige Pfahlsitzer Nang
Qi Gong, der unter den Demonstrierenden schon den Status eines Nationalhelden
einnimmt, eröffnete anschließend das RITUAL.
Schlingensief erklärte, daß die Beschwörung guter
Geister und die Bitte um ihren Beistand im Kampf gegen den Alltagsterror
im Zentrum der mindestens siebentägigen DÄMONENAUSTREIBUNG
stehe. Stellvertretend für die rund 1100 Versammelten, Hoffenden,
begrüßte er den angesehenen Schamanen Layma Noma, der
die Eröffnungszeremonie vornahm. Layma wurde bereits mit neun
Jahren in der Bergwelt Nepals von den Urahnen der Schamanen berufen
und in das Heilwissen eingeweiht. Er wuchs in einem abgelegenen
Dorf der Tamang auf, die zur tibetischen Sprachgruppe gehören.
Nach der weiteren Ausbildung gemäß seiner Stammenstradition
begann er mit 13 Jahren zu praktizieren. Er ist mittlerweile geschätzte
50 Jahre alt, lebt als angesehener Schamane in Kathmandu. Dort arbeitet
er ehrenamtlich im Universitätskrankenhaus, denkt ob der Vorkommnisse
der letzten Tage aber laut über einen Umzug nach. Darüber
hinaus ist die CHURCH of FEAR
stolz, den ehrwürdigen Layma als neues COF-Mitglied
begrüßen zu dürfen.
Im Schneidersitz leicht nach vorne gebeugt, sitzt Layma Noma in
einem Kreis aus COF-Aktivisten
und Protestlern, die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt. Schweißperlen
im dunkel gegerbten Gesicht, schlägt Layma die Trommel, deren
Rhythmus sich intensiviert, während er alte Hymnen singt -
bedeutungsschwere Melodien aus einer fernen, freudigen, verloren
geglaubten Zeit. Er ruft die Kräfte dieser Erde, die das Geschick
der Menschen bestimmen. Laut und lauter singend, bittet er um ihre
Hilfe, bittet um ihren Segen. Nun ist auch das unruhige Gemurmel
der Versammelten in huldvolle Stille umgeschlagen.
In Trance folgt jeder der RITUAL-Teilnehmer
seinen eigenen Bildern, sieht durch sie hindurch die Tradition der
Meister. Brigitte Loosen, Pfahlsitzerin und bekennende Zeugin Jehovas,
versuchte ihre erste, kaum nachvollziehbare Tranceerfahrung in Worte
zu fassen: "Ich sah mich zuerst noch auf meinem Pfahl sitzen.
Dann hörte ich Musik und durch die Musik hindurch Bonjankri
zu mir sprechen, während mein Körper vibrierte und durch
unendlichen Raum geworfen wurde. Layma kündigte sich mir an.
Er flüsterte mir zu, er sei auf einer Seelenreise zu mir und
lud mich ein, mit ihm auf Reisen zu gehen. Es sei nicht nötig,
keine Angst zu haben, sondern ich sollte gerade zu meiner Angst
vor dem Unbekannten stehen. Ohne das Infomaterial, das uns die CHURCH
of FEAR vorher gegeben hat, wäre ich wahrscheinlich
durchgedreht." Und weiter: "Ich überließ mich
ganz dem Ritual, den Rhythmen der Trommel und den Mantren Indras,
und plötzlich spürte ich eine innere Kraft, die mich trieb.
Ich war außer mir und hatte die Kontrolle aufgegeben, aber
ohne davor Angst zu haben. Da war ein unzähmbarer Drang, mich
mit meinem inneren Feuer zu verbinden und griff in die Flamme vor
meinem inneren Auge."
Auch Schlingensief nahm an der Zeremonie teil: "CHURCH
of FEAR und Schamanismus sind eng miteinander verbunden,
denn beide appellieren an die heilende Kraft des Ich. Wer schamanisch
arbeitet, der muß damit rechnen, daß ihm so manches
zufällt. Vom totalen Glückszustand bis zum ganz persönlichen
Terroranschlag ist dann alles möglich. Mir wurde bei der Beschäftigung
mit dem nepalesischen Schamanismus klar, daß er auf universalen
Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Psyche beruht und
daher für mein Selbstverständnis als machender, aber auch
scheiternder Mensch eine praktische Relevanz besitzt. Wenn man am
Ende des Rituals gemeinsam mit dem Schamanen wieder erwacht, hat
man das Gefühl, eine ganz individuelle und trotzdem kollektive
Erfahrung gemacht zu haben."
Schamane Layma Noma: "Der tiefe Eindruck, den schamanische
Rituale beim Teilnehmer hinterlassen, beruht auf ihrer Unmittelbarkeit
und Ganzheitlichkeit, die alle Ebenen des Menschen ergreift, sowie
ihren kosmischen Bezug. Die besonderen Voraussetzungen des COF-RITUALS,
das wir hier durchführen, setzt dann auch noch ganz bestimmte
Energien frei - Angstenergie, die Euphorie des Neuanfangs... In
diesem Ritual habe ich mich ausdrücklich an die Vayraiginis
gewandt, himmlische weibliche Erscheinungsformen Buddhas. Sie offenbarten
sich dem Gelehrten Mahasiddha Naropa in einer Vision, um ihm zu
helfen, Hindernisse auf seinem Weg zur Erleuchtung zu beseitigen.
Für uns sind sie Göttinnen des höchsten Yoga-Tantra,
die das Kathmandutal in ihren verschiedenen Tempeln bewachen. Auf
dem Weg der Liebe die Dämonen des Hasses zerstören, das
ist unser gemeinsames Ziel."
Anders als erwartet, ließ sich die bereits zu Beginn des RITUALS
zahlreich vertretene Polizei nicht von der gelösten, teilweise
feierlichen Stimmung der Zusammenkunft anstecken. So sorgten insbesondere
Spruchbänder, die auf das Mülldeponieproblem hinwiesen
und Unterstützung für die Mahnwache verlangten, für
ein zunehmend angespanntes Klima. Die Mahnwache vor den Deponietoren
ging unterdes weiter. 16 streikende Arbeiter und 4 Demonstranten
setzten ihren lautlosen Protest gegen die ungehaltenen Versprechen
der Lokalpolitik und der internationalen Entwicklungshilfe fort.
COF-Mitarbeiter "begleiten"
sie Tag und Nacht bei ihrer Aktion, die angesichts der ohnehin schon
kargen Lebensbedingungen nochmal soviel Disziplin erfordert. "Eines
hat uns die Church of Fear gelehrt, nämlich daß wir uns
unserer Furcht stellen. Wir haben nichts mehr zu verlieren, Angst
ist unser einziges Eigentum." Sich diese nicht nehmen zu lassen,
fällt schwer. Polizisten observieren die Mahnwache und drohen
den Protestlern im Vorbeigehen mit Gewalt - gegen sie und gegen
ihre Familien. Eine sich anbahnende Handgreiflichkeit zwischen Arbeitern
und bewaffneten Polizisten konnte durch das beherzte Eingreifen
einer einheimischen COF-Aktivistin
vermieden werden.
Turbulentere Szenen hingegen am Ort des Hungerstreiks. Noch während
Schlingensief und der COF-Mitbegründer
die Hungernden zum Ende des Streiks bewegen und sie zur Teilnahme
am RITUAL einladen wollen, macht
die Nachricht vom Verschwinden des Deponiebetreibers die Runde.
Ein hungerstreikendes PPN-Mitglied
und drei weitere Arbeiter verlieren daraufhin die Nerven und attackieren
vor Schlingensiefs Augen einen Polizisten. Sie werden von weiteren
Staatsschützern überwältigt und wider Schlingensiefs
Bitten in Gewahrsam genommen: "Ich habe hier unglaubliche Bilder
gesehen und frage mich, was hinter der nächsten Ecke lauert.
Die COF ist hier super aktiv,
dennoch weinen sich manche von uns in den Schlaf, weil sie die Hilflosigkeit
erdrückt. Nervenkostüme liegen in Fetzen im Schlamm."
Die Verhaftungen vom Dienstag hatten am Mittwoch eine Großkundgebung
auf dem Marktplatz von Mulpani zur Folge, zu der Schlingensief und
die COF-Mannschaft mittels Flugblättern
aufgerufen haben. Stellvertretend für die alle Mitarbeiter
sagt Pfahlsitzer Ludger Thönnies: "Daß der Akku
absolut leer ist, ist egal. Gerade wir müssen jetzt alle Kräfte
mobilisieren, denn wir sind nächste Woche wieder weg. Die Leute
hier aber kämpfen um ihre Existenz. Ich mache in Duisburg kein
Auge mehr zu, wenn ich nicht wenigstens das Gefühl habe, alles
gegeben zu haben." Nachdem sich mehr als 1700 Demonstrierende
auf dem Hauptplatz der kathmandischen Vorstadt versammelt haben,
kommt der anwesenden Polizei das Militär zu Hilfe und räumt
binnen Minuten den Platz. "Nur die Besonnenheit der Menschen,
die für nichts anderes als ihre Grundrechte eintreten, hat
heute eine Massenpanik verhindert. Die Staatsgewalt hat die Kontrolle
längst verloren, die die Staatsmacht mit diktatorischen Mitteln
für sich beansprucht." Dennoch kam es zu Übergriffen
und mindestens fünf Festnahmen.
Derweil liegt der CHURCH of FEAR
ein Dossier zu eklatanten Verfehlungen des dänischen Entwicklungsdienstes
in Nepal vor. Diesem werden nicht nur enge Verbindungen zum deutschen
Pendant, sondern auch zur Geheimen Inlandspolizei nachgesagt. Die
ob ihrer Lebensleichtigkeit allseits beliebten Dänen stellen
in Sachen Vetternwirtschaft und Unterschlagung sogar ihre deutschen
Kollegen in den Schatten. Sie paßten sich dem hiesigen Korruptionssystem
nahtlos an; sie brachten ihm sogar bei, wie man die hierzulande
bis dato unbekannte Mehrwertsteuer zum eigenen Vorteil einführt.
Über zwei Jahre bauten dänische Beamte eine Finanzbehörde
zur Registration von Unternehmen auf - und zum Abkassieren einer
10-prozentigen Mehrwertsteuer. Die Dänen lehrten die einheimischen
Behördenbanditen, wie man aus ärmsten Menschen - Bauern,
Händlern - noch Steuergelder heraus preßt, versäumten
es im Gegenzug aber leider, den schon derart Betrogenen ihre eigenen
Steuerrechte zu erklären. Steuereinnahmen finden keinerlei
soziale Verwendung. So gibt es eine Seite die zahlt, und eine Seite
die einnimmt, vor allem unter der Hand. Ein gieriges Pack aus nepalesischen
und westlich "zivilisierten" Schreibtischtätern behält
alles, was es in die Finger kriegt ! Ihnen gilt weiterhin die besondere
Aufmerksamkeit der COF-Arbeit
in Nepal.
Da die Polizei von Kathmandu die Informanten der COF
offenbar in den Reihen der Himalaya Post vermuteten, wurden noch
am Mittwochabend Redaktionsräume der zweitgrößten
Tageszeitung Nepals durchsucht - erfolgos.
DIE
CHURCH of FEAR KÄMPFT WEITER !!!
Neueste
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in Kürze hier !!!
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