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CHURCH of FEAR´s PROZESSION - DIE SEELENWANDERUNG

Pokhara - Kathmandu, 31.07. - 05.08.03

CHURCH of FEARīs ZWEITER INTERNATIONALER PFAHLSITZWETTBEWERB

Kathmandu, Nepal, 05.08. - 18.8.03

Über 17000 Teilnehmer aus aller Welt nahmen am COF-RITUAL DÄMONENAUSTREIBUNG teil

 

COF-RITUAL in Bhaktapur: Tanz zur Vertreibung böser Geister

 

Trommeln, Tanz und Terror: Freude trotz angespannter Lage

 

Zwei Mädchen haben sich für das COF-RITUAL geschmückt

 

Infostand der CHURCH OF FEAR während der Protestkund-gebung auf dem Marktplatz in Mulpani

 

Schlingensief mit Mitgliedern der COF-Tibet

 

Ein Buddhist läßt sich vor RITUAL-Beginn den Kopf scheren

ZWISCHENBERICHT 05

Bericht vom 17. August 2003: ERSTE FOTOS vom RITUAL DÄMONENAUSTREIBUNG

CHURCH OF FEAR - IN TRANCE ZU BEWUßTSEIN GELANGEN


+++ RITUAL - DÄMONENAUSTREIBUNG unter großer Anteilnahme fortgesetzt +++ Trommeln, Trance und Terror +++ Über 1700 Teilnehmer aus der ganzen Welt +++ Inhaftierte wieder frei +++ Mahnwache geht in die zweite Woche +++ Ehemaligen Hungerstreikenden geht es gut +++ Mitglieder des Stadtrats signalisieren Gesprächsbereitschaft +++ Bürgermeister von Bhaktapur vermittelt +++ Militär zieht sich zurück, Polizei passiv +++ Attentat von Hackern auf Internetkirche +++ COF-Aktion Topthema in Hauptnachrichtensendung +++ Nang Qi Gong bald wieder berufstätig +++ Kranzniederlegungen vor Entwicklungsdienstgebäuden +++ "Die Politik ist tot" +++ Hilfskonvoi aus Königslutter erreicht Bombay +++ RITUAL dauert bis Montag an +++ Schamane Layma: "Kali ist mit uns." +++


Ein brachialer Hackerangriff auf die Internetpräsenzen der CHURCH of FEAR hat am Donnerstagabend womöglich das politische Ausmaß des COF-Einsatzes in Nepal angedeutet. Die Seite www.churchoffear.net sowie das Churcharchiv unter www.cof.com.ly waren für circa zwei Stunden nicht erreichbar. Aufgrund der publizierten hohen Zugriffszahlen - beide Seiten zusammen sind bislang über 1,5 Millionen Mal aufgerufen worden - vermuteten COF-Mitglieder und interessierte Besucher der Internetkirche zunächst eine eher gewöhnliche Überbelastung des Servers. Eine prophylaktische Prüfung der Unregelmäßigkeiten ergab jedoch noch in der Nacht auf Freitag, daß ein gezielter Anschlag auf die CHURCH of FEAR vorlag. Der Urheber des Übergriffs konnte bis auf den Server der Universität Arhus (Dänemark) zurück verfolgt werden. Ob ein Zusammenhang besteht zu den seitens COF beanstandeten Verfehlungen des dänischen Entwicklungsdienstes in Kathmandu bleibt vorerst offen. Der Europaredakteur der Himalaya Post rief ins Bewußtsein, daß auch verhätnismäßig kleine Staatsapparate wie Nepal oder Dänemark ihre Geheimdienste pflegten und das Engagement der CHURCH of FEAR durchaus den Bereich der Staatsraison streife. Recherchen der Zeitung in Zusammenarbeit mit COF hatten zu Wochenbeginn Unterschlagungen in Millionenhöhe ans Tageslicht gebracht. Waren zuvor schon die Machenschaften deutscher Behörden in Nepal an den Pranger gestellt worden, so stieß die kriminelle Energie der nicht mehr bloß sprichwörtlichen Schreibtischtäter aus Dänemark in neue Dimensionen vor. "Die dänischen Behörden werden ihre Rolle bei diesem Attentat auf unsere Gemeinschaft erklären müssen. Der Zahlensalat, mit dem sich der deutsche Entwicklungsdienst uns gegenüber aus der Verantwortung stehlen wollte, reicht hier nicht mehr aus", so Gemeindemitglied Christoph Schlingensief am frühen Freitag.


Gemeinsam mit dem neuen PPN-Vorsitzenden Soleng Bhattarai und Hr. Kajup Mar Mahenda, der Deponiearbeitern, aber auch den Demonstranten von Mulpani vergleichbar einem Betriebsrat zur Seite gestellt worden ist, pendelt Schlingensief schon seit Dienstag im Stundentakt zwischen den Orten des Geschehens hin und her. Dem vor einer Woche abgebrochenen ZWEITEN INTERNATIONALEN PFAHLSITZWETTBEWERB trauert sein Ausrichter nicht mehr nach: "Die Church of Fear hat hier in ein Wespennest gestochen. Das Pfahlsitzen in Tripureswar war der Funke, der das Faß aus Macht- und Menschenausbeutung zur Explosion gebracht hat und ist in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen. Mit ein wenig mehr Erfahrung hätte unser Pfahlsitzen in Venedig auch dem ein oder anderen Berlusconi-Schergen den Kopf kosten können." Liebster Anlaufpunkt der Aktionsführer ist das RITUAL der CHURCH of FEAR in Bhaktapur. "Es ist genau die Kraftquelle, die wir uns alle erhofft haben." Zwischen den Anrufungen der Götter, die Schamane Layma in unregelmäßigen Abständen wiederholt, tanzen zwischenzeitlich über 2000 Menschen über die Plätze und durch die engen Gassen der alten Königsstadt. Layma hat inzwischen Verstärkung bekommen. Auf seine Einladung hin ist am Donnerstag Yarlung N. Suma in Bhaktapur eingetroffen. Yarlung ist praktizierender Schamane und lebt nach mehrjährigen Seminaraufenthalten in England, Belgien und Luxemburg seit 2001 wieder in Kathmandu. Er wechselt sich mit Layma ab: "In unseren Zeremonien schicken wir die Menschen auf eine Seelenreise zum Himmel, um zu Erleuchtung zu gelangen, böse Geister zu bannen und gnädige zum Beistand für die Leute zu bewegen." Sanft lächelnd fügt er hinzu: "Ich als Schamane bin eine Art Seelenreiseleiter."


Die DÄMONENAUSTREIBUNG, deren Eröffnung Layma und Yarlung am Donnerstagmorgen gemeinsam zelebrierten, stand ganz im Zeichen der Kaligöttin. Sie steht für grenzenlose Zerstörung, in gleicher Reihe aber auch für Rückbesinnung und Neuschöpfung. Der Legende nach kam Kali einem Bauernmädchen zur Hilfe, das von einem adeligen Landherrn durch vorgetäuschten Reichtum zur Unzucht verführt werden sollte. In ihrer Verzweiflung rief sie die Götter an und Kali umschloß den Lügner für alle Zeit mit tosendem Feuer, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Das Mädchen aber genoß mit ihrer Familie reiche Ernte und lebte glücklich fort. "Lüge", so Layma, "ist ein tagtägliches Gift. Die Menschen nehmen es ein und sind kurze Zeit berauscht, sogar befriedet - bis dann der innere Krieg ausbricht. Der Lüge bedienen sich viele Unseelige in Politik, in Wirtschaft oder Militär. Wenn die CHURCH of FEAR ihnen mit Terror entgegnet, so kann es nur eine gutgemeinter Terror sein. Auch im Hinblick auf Terror gilt es, im RITUAL seinen Horizont zu weiten." Die Schwierigkeit der in Bhaktapur vollführten Zeremonien bestehe laut Layma darin, den Trancezuständen nicht die eigentlich übliche Erinnerungslosigkeit folgen zu lassen: "Die Menschen hier sollen durch Trance erst zum Bewußtsein gelangen und dieses auch bewahren."

Das RITUAL, von der COF vor allen Dingen initiiert, um den Sumpf aus nepalesischer und internationaler Korruption "lautlos schreiend" trocken zu legen, scheint unterdes zumindest bewirkt zu haben, daß sich Polizei und Militär allmählich besinnen. Noch am Mittwoch ließen Polizeieinheiten und einzelne Soldaten massive Gewaltbereitschaft erkennen. Der Demonstration in Mulpani (wir berichteten) standen sie hilflos gegenüber - und reagierten maßlos. Protestler wurden verhaftet und verhört, Familienangehörige bangten um ihre Väter und Söhne. Mittlerweile sind alle Inhaftierten wieder auf freiem Fuß und an Leib und Leben gesund. Es handelte sich offenkundig um eine Überreaktion auf die nicht erwartete Größe der Demonstration, der in den Polizeiquartieren gottlob keine Überreaktion in Form von Folter frolgte.


Die Gedanken der RITUAL-Teilnehmer sind seitdem ganz bei den Deponiearbeitern und Arbeitslosen, die auch noch am Freitag die Mahnwache vor den Toren der Mülldeponie Mulpani fortsetzten. Bei ihnen halten sich Bhattarai, Kajup und Schlingensief am Donnerstagmittag am längsten auf. Die Mahnwachenden sind müde und durstig, Kathmandu mißt zu dieser Zeit 34 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von 96 Prozent. Die Frauen der dort Sitzenden sind anwesend und "umzingeln" ihre Ehemänner wie ein Schutzschild. Die Polizei aber hält sich mehr und mehr zurück. Ein Mitglied des kathmandischen Stadtrats teilte in einem Telefonat mit Bhaktapurs Bürgermeister Kapore Manzing mit, daß die Polizei jetzt das Ziel verfolge, den teilweise chaotischen Zuständen, die ihr Vorgehen noch am Mittwoch verursacht hatte, keine weitere Eskalation folgen zu lassen. Auf dem Platz in Mulpani, den Soldaten vorgestern räumten, fand heute schon wieder ein Wochenmarkt statt. Zwischen den Ständen mit Obst, Gemüse und Kleinvieh hat die COF einen Informationsstand eingerichtet, der zwischen Kräutern und angebundenen Hühnern beinahe exotisch anmutet.

Sein Glück kaum fassen kann der eigentliche Auslöser der jüngsten Entwicklungen, der noch vor einer Woche am Boden zerstörte Pfahlsitzer Gong. Nicht allein, daß er gespannt auf den angekündigten Kleidungstransport aus Deutschland wartet, der am Freitag bei der COF Bombay eintraf; nach einem Beitrag in der Hauptnachrichtensendung des nepalesischen Fernsehens, der Gongs Rolle berechtigter Weise in den Vordergrund stellte, bot der Chefredakteur der Himalaya Post dem Zeitungsverkäufer einen Praktikumsplatz in einer Redaktion seiner Wahl an. Gong, einzige Einnahmequelle seiner siebenköpfigen Familie, brach vor Freude in Tränen aus.

Soleng Bhattarai machte unterdes dann noch auf ein anderes Problem aufmerksam: "Vergessen wir nicht, daß um die 1500 der weltweit geschätzten 300.000 Kindersoldaten in nepalesischen Armeelagern ausharren und für den Kriegseinsatz gedrillt werden!" Bhattarai verwies auf ein Dossier der international agierenden Coalition to Stop the use of Child soldiers (CSC), in dem 25 ! Länder aufgelistet werden, in denen Mißbrauchsfälle von unter 18 - Jährigen für militärische Zwecke festgestellt worden sind. "Die Kinder", so der PPN-Vorsitzende weiter, "dienen aber nicht nur als Soldaten, sondern oft auch als Spitzel, Kanonenfutter, menschliche Schutzschilde oder für sexuelle Dienste an Ranghöheren."

"Die Politik ist tot", kommentierte Christoph Schlingensief die Ausführungen Bhattarais. Der Satz wurde anschließend beinahe zur Parole, als Bhattarai und Schlingensief, gemeinsam mit Kajup und Manzing und begleitet von begleitet von ungefähr 20 Aktivisten, zwei aus Draht gebogene Kränze vor den Büros des dänischen und des deutschen Entwicklungsdienstes niederlegten. "Kränze aus Draht", begründete Schlingensief, "weil auf dem Feld der Politik keine Blume mehr wächst". Mitarbeiter der deutschen Niederlassung hatten frühzeitig die Eingangstür verschlossen, so daß eine direkte Aussprache von vornherein ausgeschlossen war.
Auf dem Rückweg zum RITUAL äußerte das COF-Mitglied am späten Freitagabend das Ziel, die DÄMONENAUSTREIBUNG noch bis zum Montag fortsetzen zu wollen. "Und ich versichere Euch", so ein erschöpfter Schlingensief zu den wieder Hoffnung schöpfenden Bhattarai und Kajup, "daß das noch das geringste aller Ziele ist, die die CHURCH of FEAR hier verfolgt."


 

CHURCH of FEAR'S DÄMONENAUSTREIBUNG GEHT WEITER !!!

Letzte Informationen der COF vor Ort und Fotos zu RITUAL DÄMONENAUSTREIBUNG in Kürze hier!!!


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